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weiterzurückPRESSE-ARCHIV (2007 - 2005)
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Zukunft und Finanzierung der Musikschule (2)
Schulleiter Ulrich Rikus legt Geschäftsbericht 2005 vor
Mit 200 000 Euro des Etat-Entwurfs wäre Schule nicht lebensfähig

Will die Stadt Soest eine Musikschule oder will sie keine? Was ist der Stadt die Musikschule wert? Auf diese politische Grundsatz-Entscheidung läuft nach Ansicht des Musikvereins, des Trägers der Einrichtung, die kommende Etatberatung hinaus. Das machten Ulrike Burkert und Christiane Mackensen vom Vereinsvorstand und Schulleiter Ulrich Rikus gestern deutlich, als sie den Geschäftsbericht 2005 der Schule vorstellten. Mit dem umfangreichen und positiven Zahlenwerk wollen sie jetzt in den Fraktionen für die Sache werben. Denn spätestens im Mai muss die Frage geklärt sein: In welcher Form wird der Vertrag fortgesetzt, den beide Seiten zum Ende des Jahres kündigten? Wie unterstützt die Kommune die Einrichtung?

Die Musikschule befindet sich jetzt in einer ähnlichen Situation wie bereits vor vier Jahren. Damals war ebenfalls ein Vertrag ausgelaufen, die zähen Verhandlungen schienen verfahren. Mit 180 000 Euro von der Stadt hätte die Schule nicht in vollem Umfang überleben können. Da trat als "Retter in der Not" ein Sponsoren-Konsortium mit Familie Gebhardt auf den Plan und verpflichtete sich, die Einrichtung mit 50 000 Euro jährlich zu unterstützen. Dieser Vertrag läuft ebenso wie der mit der Stadt Ende 2006 aus.

Mehr als 900 Schüler vom Kleinkind bis zum Senior lernen zurzeit in der Musikschule und musizieren in 25 Ensembles. Die Schule arbeitet mit Kindertageseinrichtungen und Schulen zusammen, betreibt Behindertenarbeit, gestaltet mehr als 80 Konzerte im Jahr und ist Kooperationspartner von Kirchengemeinden, Kunstvereinen und vielen Kulturanbietern. Wirtschaftlich sei die Schule gut aufgestellt. Sie habe im vergangenen Jahr eine "Punktlandung" hingelegt, sei nur um 6 000 Euro vom Ziel abgewichen, was auch Beigeordneter Rolf Sander anerkannt habe, erläuterte Schulleiter Rikus. Insgesamt sei es gelungen, den prozentualen Anteil von öffentlichen Mitteln am Gesamtvolumen kontinuierlich zurückzufahren. Er liegt jetzt bei 28 Prozent.

Im städtischen Etat-Entwurf sind 200 000 Euro für die Einrichtung vorgesehen. Damit wäre die Musikschule in der jetzigen Form aber nicht überlebensfähig, wissen Vereinsvorstand und Schulleitung. Weiter an der Sparschraube zu drehen, ist aber auch kaum möglich. Personal lässt sich nicht einsparen. Die BAT-Angestellten sind nicht kündbar, die Honorarkräfte tragen sich selber. Die Gebäudeunterhaltungs- und Verwaltungskosten werden eigenständig erwirtschaftet. Und die Schüler mehr zahlen zu lassen, wäre nicht sinnvoll, sondern eher kontraproduktiv und unsozial. Zumal die Soester Gebühren ohnehin bundesweit im oberen Drittel liegen. Der Verein hat bereits versucht, Sponsoren zu gewinnen. Das klappt bei Sachspenden und einzelnen Projekten, hat der Vorstand erfahren. Einen laufenden Betrieb aus Spendengeldern aufrecht zu erhalten, ist nicht möglich.

"Wir müssten eine Sparte schließen", sehen Burkert, Mackensen und Rikus als letzte Konsequenz. Aber egal, was man kappen würde, den ungeheuer beliebten Popularbereich, die klassischen Fächer wie Streicher und Klavier oder die Bläser - stets wäre der Kern der Arbeit getroffen. Die Musikschule wäre nur noch ein Rumpfbetrieb. Den Kopf in den Sand zu stecken aber kommt für Vereinsvorstand und Schulleitung nicht in Frage: "Wir werden kämpfen", sind sich die drei Verantwortlichen einig. Und Ulrich Rikus sagt: "Wenn wir nicht kämpfen, können wir gar nichts gewinnen. Wenn wir aber kämpfen, können wir wenigstens ein bisschen gewinnen."
 

Pressefoto Soester Anzeiger

Ulrike Burkert (links) und Christiane Mackensen vom Vorstand des Musikvereins sowie Musikschulleiter Ulrich Rikus wollen für die Musikschule kämpfen. [Foto: Boronowsky]


nach obenSoester Anzeiger | 1. März 2006 (bs)