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weiterzurückPRESSE-ARCHIV (2007 - 2005)
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Weltweite Boder-Renaissance
Deutschlandfunk sendet Porträt über den Komponisten, der in Soest lebte
und Werke für die Stadt und ihre Musiker schrieb

Wenn das Kulturparlament Soest etwas fördern soll, dann muss dieses Vorhaben eine Impulsfunktion haben und eine Weiterentwicklung versprechen. Diese beiden Bedingungen wurden wohl selten so gut erfüllt wie bei dem Projekt, das die Musikschule Soest vor drei Jahren einstielte. Die Konzerte zur Erinnerung an den Komponisten Gerd Boder vor (1933 - 1992), vor allem der Kammermusikabend zu seinem Geburtstag im Juni 2003, lösten jetzt eine weltweite Boder-Renaissance aus: Der Deutschlandfunk sendet am Samstag, 25. März, von 22.05 Uhr bis 22.50 Uhr in der Reihe "Atelier Neue Musik" ein Porträt des Komponisten. Damit wird Boders Name in der ganzen Welt bekannt. In der Sendung kommen auch Boders Ehefrau Ursula und Wegbegleiter des Musikers wie der Pianist und Musikprofessor Gregor Weichert zu Wort. Und natürlich erklingen zahlreiche Beispiele aus dem umfangreichen Schaffen Boders.

Autorin der Sendung ist die Musikjournalistin Beate Bartlewski, in Soest als Tochter des früheren Archi-Direktors Karlfriedrich Bartlewski aufgewachsen. Als Kind hat sie Gerd Boder mal kennengelernt. "Aber Erinnerungen an ihn habe ich eigentlich gar nicht.." Der Auslöser für ihre Beschäftigung mit dem Komponisten war ein ganz anderer. Ihre Eltern, die ganz begeistert von dem Boder-Erinnerungskonzert waren, hatten der Tochter das Programmheft nach Köln geschickt. Als Beate Bartlewski schließlich Zeit fand, sich näher damit zu beschäftigen, fing sie Feuer. "Die Musik gefiel mir zum Teil wirklich gut. Aber fast niemand kennt sie mehr", stellte sie fest. "Es ist tragisch, in Vergessenheit zu geraten." Diesem Vergessen wollte die Journalistin entgegenwirken, als sie begann, in den WDR-Archiven nachzuforschen. Dort lagern alle Bänder von Boder-Werken. Sie waren in den 50er- und 60er-Jahren vom Saarländischen Rundfunk aufgenommen worden und hatten später den Ortswechsel des zuständigen Redakteurs von Saarbrücken nach Köln mitgemacht. Für ihre Sendung suchte sie Aufnahmen heraus, die einen Querschnitt durch Boders Schaffen geben. Und sie fuhr nach Soest und Münster und interviewte frühere Wegbegleiter. Sie sprach mit der Witwe Ursula Boder, die das Vermächtnis ihres Mannes verwaltet, mit der Musikerin Anneliese Druxes-Dern, für die Boder 1972 eine Bratschen-Sonate geschrieben hatte, und mit dem Pianisten Gregor Weichert, der 1970 das Klavierwerk "Verwandeltes Licht" uraufgeführt hatte. Das Werk hatte Boder im Auftrag der Stadt zu den Patrokli-Fenstern von Hans Kaiser im Dom komponiert.

Boder, 1933 in Saarbrücken geboren, lebte zwischen 1964 und 1975 in Körbecke am Möhnesee. Mit dem Villa-Massimo-Preis von 1961 hatte er den Durchbruch als Komponist geschafft. Der mit dem Preis verbundene Rom-aufenthalt war für ihn auch deshalb wichtig, weil er dort seine Frau kennen lernte. Das Paar bekam 1963 den Sohn Peter, 1966 die Tochter Anke. Mit Boder verknüpften sich große Hoffnungen. Man traut ihm zu, einer der ganz Großen der zeitgenössischen Musik zu werden. In den 60er- und 70er-Jahren prägte er das Soester Musikleben als Komponist und Musikpädagoge entscheidend mit. Er komponierte "Phonia en arche" für das Orchester der drei Gymnasien und bereitete begabte Schüler auf das Studium vor, außerdem schrieb er Werke für in Soest lebende Musiker. Mit mehreren Preisen wurde sein Werk anerkannt, zuletzt 1976 erhielt er den Kulturpreis des Saarlandes. Ende der 70er-Jahre musste Boder seine Arbeit aufgrund seiner schlechten psychischen Verfassung abbrechen. Er starb 1992. Genau zu seinem 70. Geburtstag, am 13. Juni 2003, erinnerte ein Konzert im Morgner-Haus an den Jubilar. Dieses Konzert war Auslöser für das Radio-Porträt und eine Boder-Renaissance.
 



Musikschulleiter Ulrich Rikus hatte vor drei Jahren gemeinsam mit Boder-Witwe Ursula Konzerte zur Erinnerung an den Komponisten Gerd Boder organisiert. Dieses Projekt zieht jetzt weltweite Kreise. [Foto: Dahm]

nach obenSoester Anzeiger | 6. März 2006 | (Bettina Boronowsky)