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PRESSEARCHIV (3/3)

2007 - 2005

PRESSEARCHIV (3/3)

2007 - 2005
JUBILÄUM 2007: 60 JAHRE MUSIKSCHULE

„WIR WOLLEN ERHALTEN, WAS UNS WICHTIG IST“
60-Jähriges der Musikschule mit Festakt im Susato-Saal gefeiert

Gute Wünsche und handfeste Gratulationen gab’s viele bei der Feierstunde zum 60-Jährigen der Musikschule. Auch das traditionelle „westfälische Flachgeschenk“ des Bürgermeisters war darunter. Am meisten dürften sich Musikverein, Lehrer, Eltern und Schüler über das Geschenk gefreut haben, das Regine und Manfred Gebhardt machten, hilft es doch, die Existenz der Schule langfristig zu sichern. Die Gebhardts riefen unter dem Dach der Bürgerstiftung Hellweg-Region eine Stiftung ins Leben, die Musikschule und Fachhochschule Südwestfalen begünstigt. Humorvoll, aber unmissverständlich erläuterten die beiden Stifter, warum gerade die Musikschule in den Genuss der Förderung kommt. Sie wollten ihr Geld sinnvoll anlegen und etwas Dauerhaftes, Nachhaltiges schaffen, sagten sie. „Wir wollen erhalten, was uns wichtig ist“, so Regine Gebhardt. Sie und ihr Mann seien überzeugt, dass mit musikalischer Erziehung unter anderem Schlüsselqualitäten wie Disziplin, Ausdauer, Zuverlässigkeit und Kreativität vermittelt werden. Das Grundkapital der Stiftung beträgt 100 000 Euro. „Wir laden alle ein mitzumachen, die noch etwas Geld unterbringen wollen“. Musikschulleiter Ulrich Rikus bedankte sich bei den beiden Stiftern mit einem Blumenstrauß: „Der ist leider vergänglicher als Ihr Geschenk“.

Zuvor hatte Rikus die zahlreichen Gäste, darunter Vertreter der Stadt, der Parteien, der Kooperationspartner und der Ingrid-Kipper-Stiftung begrüßt. Ihnen allein legte er die druckfrische Doppel-CD („Sie wurde heute Morgen um 7.20 Uhr geliefert“) ans Herz, die einen Überblick über das umfangreiche und vielfältige Schaffen der Schule gibt. Eine CD enthält klassische Klänge, die andere Rock- und Popmusik. Als einen großen Wunsch nannte er, dass auch in Soest Ähnliches verwirklicht werden könnte wie das „Jeki-Projekt“ im Ruhrgebiet: Jedem Kind ein Instrument. Lobes- und Dankesworte für Rikus und seine engagierten Kollegen gab’s von der Musikvereins-Vorsitzenden Ulrike Burkert. Die Musikschule sei manchmal ein Sorgenkind, aber immer ein sehr geliebtes Kind des Vereins gewesen, sagte sie. Sie ging vor allem auf die Kooperationspartner ein. „Die Stadt will uns haben, das haben wir gemerkt“, sagte sie, manch anderem Eindruck zum Trotz. Gisela Zahnow, an Unterrichtsjahren älteste Schülerin und frühere Vorsitzende des Musikvereins, trug mit Erinnerungen und Anekdoten zum Festmorgen bei.

Und dass an dieser Schule nicht nur geredet, sondern tatsächlich auch gute Musik gemacht wird, das bewiesen die Schüler: zuerst das Streichquartett mit Constanze Vogel, Ludmila Brune, Anne Hauschulte und Theresa Kröger, dann Geiger Michael Sluimann, Cellistin Veronika Volbers und Pianistin Carla Schulze mit der Uraufführung von Louisa Kimmels „Soester Walzer“, Nicolai Weitkemper, der jüngste Schüler, mit einem Ständchen am Klavier und die Saxofonisten Arne Fischer, Kai Gryczycha, Jannis König, Leon Strauß und Jenny Schüller mit einem Geburtstags-Medley.

Feierstunde zum Musikschul-Jubiläum: Ein Ständchen von Nicolai Weitkämper, dem jüngsten Instrumentalschüler

SOESTER ANZEIGER| 02.11.2007 (bs)

60 JAHRE – 60 TERMINE: MUSIKSCHULE FEIERT
Eine der ältesten Schulen des Landes, trotzdem jung und lebendig
Buntes Programm mit Veranstaltungen von Renaissance-Musik bis Rock

Die Musikschule des Städtischen Musikvereins wird 60 und feiert das Jubiläum das ganze Jahr über. Gestern stellten Musikschulleiter Ulrich Rikus sowie Vertreter des Lehrerkollegiums und des Musikvereins das bunte Jubiläumsprogramm vor. 1947 in der harten Nachkriegszeit von Dr. Ludwig Kraus gegründet, hat die heutige Schule mit diesen Anfängen relativ wenig gemeinsam. Zwar sind die Aufgaben gleich geblieben, und die Zeiten für musisch-musikalische Erziehung sind auch nicht besser geworden. Aber das Selbstverständnis, das Angebot und die Methodik haben sich in sechs Jahrzehnten gründlich gewandelt.

Wie jung und dynamisch die Schule heute ist, die zu den ältesten in NRW zählt, will sie zu ihrem runden Geburtstag zeigen. Da sind keine salbungsvollen Reden oder steife Empfänge gefragt. Stattdessen präsentiert die Schule ein buntes Programm nach dem Motto „60 Jahre – 60 Veranstaltungen“. Die Idee dazu hatte Ulrike Burkert, Vorsitzende des Musikvereins. Mit der Umsetzung war das gesamte Lehrerkollegium befasst. Es fiel nicht schwer, 60 Veranstaltungen zusammenzubekommen, denn in der Musikschule ist immer was los. Zudem gibt es viele Freunde und Partner, die gerne Konzerte oder Kurse beisteuern. Aber die Auflistung, Koordinierung und Bearbeitung all dieser vielen Termine, war so arbeitsintensiv, dass Musikschulleiter Rikus und Grafik-Spezialist Leo Heising in den Ferien Überstunden machen mussten. Das Ergebnis ihrer Arbeit ist ein farbenfrohes Heft, ein Reigen vielfältiger Veranstaltungen. Zu den Highlights zählen die Workshops mit der „Bundesliga der Referenten“, so Schulleiter Rikus. Unter den Dozenten ist auch Gregor Weichert, emeritierte Klavier-Professor aus Münster, einer der früheren Musikschulleiter. Unter anderem gibt’s Workshops für Saxofonisten, junge Blockflötenbauer, Gitarristen und Klezmer-Interessierte – jeweils mit renommierten Fachleuten.

Ein großes Sommerfest feiert die Musikschul-Familie am 16. Juni mit Spaß, Aktionen, Live-Auftritten, der Klanggeschichte „Das unverschämte Piano-Forte“ und der Geschichte von der Schildkröte „Tranquilla Trampeltreu“. Dazu sind alle eingeladen. Aber um einen offizielle Festakt kommt auch die Musikschule nicht herum. Und so gibt es am 1. November – an diesem Tag wurde die Schule vor 60 Jahren gegründet – eine Feierstunde.

Alle freuen sich auf ein Jubiläumsjahr voll mit 60 spannenden Veranstaltungen: Musikschul-Designer Leo Heising, Leiter Ulrich Rikus, Ulrike Burkert und Dr. Thomas Weyer vom Musikvereins-Vorstand (hinten von links) sowie die Musikschul-Dozentinnen Ina Becker und Emilie Kandziora und Horst Hagenkötter von der Sparkasse Soest (vorne von links), die das Projekt unterstützt. (Foto: Boronowsky)

SOESTER ANZEIGER| 20.01.2007 (bs)

OPULENTES GEBURTSTAGSMENÜ
Die Soester Musikschule wird 60 Jahre alt und feiert mit 60 Veranstaltungen

Zum 60. Geburtstag legt die Musikschule ein opulentes Jahresprogramm vor: Eine flapsig hingeworfene Bemerkung mit Folgen. „Zum 60. Geburtstag könnten wir doch 60 Aktionen machen“, hatte Ulrike Burkert, Vorsitzende des Städtischen Musikvereins, im vergangenen Sommer bei einer Konferenz des Lehrerkollegiums der Musikschule angeregt. Nur so. „Doch die Lehrer griffen den Vorschlag sofort begeistert auf“, wundert sich Burkert immer noch ein wenig. Was aus der Anfangsbegeisterung geworden ist, hat die Vorsitzende dann „völlig aus den Socken gehauen“. Gestern bekam Ulrike Burkert das 35 Seiten starke Programmheft zum ersten Mal in Hand und war begeistert.

Die Lehrer haben Wort gehalten: 60 Aktionen zum 60. Geburtstag. Von Klassik über Pop bis Jazz, ein Sommerfest, renommierte Gastmusiker und Workshops mit Größen wie dem Pianisten Gregor Weichert und dem Klarinetten-Viruosen Helmut Eisel – die ganze musikalische Palette. „Wir wollen die Musikschule nach außen neu präsentieren“, sagt Leiter Ulrich Rikus, „Die Musikschule von heute hat wenig mit den Anfängen vor 60 Jahren zu tun“, weiß Rikus. Am 1. November 1947 war die Musikschule des Städtischen Musikvereins gegründet worden. Die Leitung hatte Dr. Ludwig Kraus übernommen. In der schwierigen Nachkriegszeit gelang es, die Schule im kulturellen Angebot de Stadt zu verankern. In den folgenden Jahrzehnten haben sich die Anforderungen stark verändert. Die Schule habe sich den neuen Herausforderungen aber erfolgreich gestellt, ist Rikus überzeugt. Auch wenn sich, fast alles von der Anfangszeit unterscheidet, eines ist gleich geblieben: „Damals hatte die Musikschule kein Geld und heute auch nicht“, stellt Ulrike Burkert fest. Kein Grund zur Resignation. Im Gegenteil: „Hier wird etwas getan und nicht lange bloß darüber geredet““ skizziert sie den „Geist der Musikschule“.

Leo R. Heising hat das Programmheft zum Sechzigsten mit vielen Fotos und geschicktem Farbeinsatz attraktiv gestaltet. Die Sparkasse Soest hat bei der Finanzierung geholfen.

WESTFALENPOST | 20. Januar 2007 (M.H.)

MUSIKSCHULE „BRUMMT”
Rekord bei den Schülerzahlen

Zahlen, die man gut vorzeigen kann. Die Musikschule des Städtischen Musikvereins hat im vergangenen Jahr ein Plus von 7000 Euro erwirtschaftet. Verrechnet man diesen Überschuss mit dem Minus aus 2005 und Verbindlichkeiten und notwendigen Rückstellungen leiben unterm Strich 850 Euro übrig. „Eine Punktlandung“, kommentierte Musikschulleiter Ulrich Rikus am Dienstagabend die Zahlen. Er trug die Bilanz bei der Jahreshauptversammlung des Städtischen Musikvereins vor. Der ist Träger der Schule.

Das Umsatzvolumen der Schule betrug im vergangenen Jahr 756000 Euro. Ein neuer Rekord. 2003 hatte dieser Wert noch bei 601000 Euro gelegen. Die Stadt Soest unterstützte die Schule 2006 mit einem Zuschuss von knapp 198 000 Euro. Der prozentuale Anteil der öffentlichen Mittel an der Finanzierung geht seit Jahren ständig zurück. 2001 kamen noch 52 Prozent der Schuleinnahmen aus den Kassen der Stadt und des Landes. Jetzt sind es nur noch 27 Prozent. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der Unterrichtsentgelte von knapp 44 Prozent auf jetzt fast 60 geklettert. Die „sonstigen Einnahmen“ erhöhten sich innerhalb von fünf Jahren von 3 auf fast 14 Prozent. In diesem Block sind Spenden- und Sponsorengelder zusammengefasst. In den vergangenen Jahren konnte die Musikschule jedes Jahr mit 50.000 Euro Unterstützung durch das Ehepaar Gebhardt rechnen. Die Gebhardts werden der Schule auch in Zukunft finanziell unter die Arme greifen. Die feste Spende läuft aber aus. Deshalb habe man Rücklagen gebildet, um die neue Situation zu meistern, sagte Rikus. Mit 1139 Schülerinnen und Schülern hat die Musikschule einen neuen Rekord geschafft. Der Vergleich macht die rasante Entwicklung deutlich: Im Jahre 2001 hatte sie nämlich lediglich 678 Schüler. Rikus: „Wir sind an unserer Kapazitätsgrenze. Das Haus ist voll. Wahrscheinlich wird es in Zukunft wieder Wartelisten geben müssen.“

Die Musikschule – ein Erfolgsmodel. Doch wo Licht ist, gibt es bekanntlich auch immer Schatten. „Der Erfolg geht ein Stückweit auf Kosten der sozialen Absicherung der Menschen, die hier arbeiten“, betonte Rikus. Die Mehrzahl der Lehrerinnen und Lehrer ist nämlich inzwischen auf Honorarbasis beschäftigt. Ihr Einkommen sei nicht ihrer Ausbildung angemessen. Zudem stehe die Beständigkeit der Arbeit in der Schule angesichts dieser Honorarverträge „auf tönernen Füßen“. Rikus beklagte zudem, dass eine mittel- und langfristige Planung nicht möglich ist, weil die Schule mit der Stadt nur noch einen Vertrag mit einer Laufzeit von jeweils einem Jahr hat. Rikus: „Wir müssen Jahr für Jahr beweisen, wie gut wir sind. Wir können uns praktisch keine Krisen und Einbrüche leisten, ohne unsere Existenz aufs Spiel zu setzen. Das ist herausfordernd, aber oft auch beängstigend.“

Stetig bergauf: Die Schülerzahlen der Musikschule steigen seit Jahren rasant an. „Wir sind an der Kapazitätsgrenze“, sagt Schulleiter Ulrich Rikus.

WESTFALENPOST | 22. Februar 2007 (M.H.)

ZUKUNFT DER MUSIKSCHULE: FINANZIELLE NOTLAGE 2006

SOESTER GEGEN ROTSTIFT-KURS
Bürgerbarometer: Große Mehrheit will bei Musikschule oder Bürgerzentrum nicht kürzen

Die Soester wollen beim Bürgerzentrum, der Musikschule und bei der Stadtbücherei keine Abstriche machen. Das erste Bürgerbarometer der Westfalenpost erteilt Sparplänen von Rat und Verwaltung eine klare Absage.

„Ich bin überrascht und natürlich sehr erfreut“, kommentiert Musikschulleiter Ulrich Rikus die Zahlen. Für das erste Bürgerbarometer im Auftrag der Westfalenpost sind im April 521 Soesterinnen und Soester zu aktuellen Fragen am Telefon interviewt worden. Das Ergebnis ist repräsentativ. Wie beurteilen die Soester ihren Bahnhof? Wo kaufen sie ein? Was halten sie von der Kneipenszene – Fragen, die das Bürgerbarometer beantwortet.

Weil die städtischen Kassen leer sind, wurden die Soester auch gefragt, für welche Einrichtungen sie zuerst Zuschüsse streichen würden. Vorgegeben waren Bürgerzentrum, Stadthalle, Musikschule und Stadtbücherei. 28 Prozent sind bereit, bei, der Stadthalle zu kappen. Bürgerzentrum (4 Prozent), Stadtbücherei (5 Prozent) und Musikschule (6 Prozent) kommen dagegen bei den Soestern gut weg. Ihr Angebot will nur eine kleine Minderheit zusammenstreichen. Erstaunlich: 57 Prozent gaben an, bei diesen Angeboten, den Rotstift in der Tasche zu lassen und auf die Kürzung von Zuschüssen ganz zu verzichten.

Dagegen stehen Pläne von Ratsfraktionen und Verwaltung, Zuschüsse für diese Einrichtungen zu kürzen. So soll die Stadtbücherei mit 100 000 Euro weniger auskommen als bisher. Auch bei der Musikschule und beim Bürgerzentrum drohen Mittelkürzungen. Schon in den vergangenen Jahren konnte die Musikschule ihren Betrieb nur sichern, weil private Sponsoren Geld in die Einrichtung pumpten. Dieses Sponsoring läuft aber bald aus. Das Bürgerzentrum fährt bereits einen internen Sparkurs und hat die Gehälter der Mitarbeiter eingefroren. In der Bevölkerung gibt es für einen drastischen Sparkurs bei Kulturangeboten aber keine Mehrheit. Dafür liefert das Soester Bürgerbarometer den Beleg.

Wo würden die Soester streichen? Das Bürgerbarometer gibt Antworten. Bei der Musikschule wollen sie keine Abstriche machen: 94% sprechen sich für die Nachwuchsarbeit an der Schule aus, die Mehrheit aller Befragten ist zudem gegen jegliche Kürzung bei der Kultur. (Graphik WP: M. Nossuta)

WESTFALENPOST | 29. April 2006 (M.H.)

ZUKUNFT UND FINANZIERUNG DER MUSIKSCHULE (1)
FINANZ-HELFER FÜR DREI JAHRE GESUCHT
Neue Perspektive für die Musikschule: Ehepaar Gebhardt hilft mit Stiftung weiter – Aber Zeit bis 2010 muss überbrückt werden

Eine Perspektive tut sich für die Musikschule Soest auf. Sah es vor einer Woche, als Schulleiter Ulrich Rikus den Geschäftsbericht vorlegte, noch so aus, als sei die finanzielle Zukunftssicherung der Einrichtung allein von der Stadt Soest abhängig (der Anzeiger berichtete), zeigt sich jetzt – dank bürgerschaftlichen Engagements – Licht am Horizont. Die Soesterin Regine Gebhardt und ihr Mann Manfred, die der Musikschule bereits seit vier Jahren helfen, wollen eine Stiftung gründen. Von den Erträgen sollen die Musikschule und die Fachhochschule Soest profitieren – allerdings erst in drei Jahren. Erst dann ist ausreichend Kapital angehäuft, so dass die Stiftung den Fehlbetrag von rund 50 000 Euro ausgleichen kann zwischen dem, was die Stadt Soest gibt und dem, was die Musikschule für einen weiterhin gut funktionierenden Betrieb braucht.

Jetzt gilt es für Schule und Stadt Soest, eine Finanzlösung für drei Jahre zu finden. Die Schule muss aber auf dem gleichen Niveau weiterarbeiten wie bisher. Sonst zahle die Stiftung in drei Jahren nicht. „An einer „Schumpf-Musikschule sind wir nicht interessiert“, machte Regine Gebhard deutlich. Ihre Beweggründe für die Förderung der Einrichtung erläuterte sie so: „Unsere bisherigen Zahlungen waren eine gute Investition in die Zukunft. Die Schule hat ein gutes Angebot, hat mehr Schüler und wird bestens beurteilt. Dieses Erreichte soll erhalten bleiben. Die Stadt Soest ist arm dran. Wir wollen nicht, dass die Musikschule ins Bodenlose fällt“

Für das Unternehmer-Ehepaar ist die Unterstützung der Schule auch eine Form des sozialen Engagements. Denn längst sei klar, welche Bedeutung musikalische Bildung und gemeinsames Musizieren für die Entwicklung von Kindern habe. Und als weicher Standortfaktor sei die Einrichtung aus Soest auch nicht mehr wegzudenken. Über ihre Pläne haben die Gebhardts Kulturdezernent Rolf Sander Ende vergangener Woche informiert. In den nächsten drei Jahren, der Zwischenzeit bis 2010, will das Ehepaar die Schule weiter unterstützen, aber mit „kleineren Beträgen“. Sie wünschen sich, dass andere potente Bürger ihrem Beispiel folgen. Und geben auch gleich einen entsprechenden Anreiz: Jede Spende bis 5 000 Euro wollen die Gebhardts verdoppeln.

Klar, dass die Musikschul-Verantwortlichen die Hilfe nur zu gerne annehmen. „Wir sind sehr zuversichtlich“, so Musikschul-Chef Rikus. Wir werden aber unsere Verantwortung nicht aufgeben, um weitere Sponsoren zu werden.“ „Das ist Licht am Ende des Tunnel“, kommentiert auch Musikvereins-Vorsitzende Ulrike Burkert. Gleichwohl stünden jetzt intensive Gespräche mit der Stadt Soest und mit den Fraktionen an, um die nächsten drei Jahre zu überbrücken.

Die Kassen der Stadt Soest sind leer. Für die Musikschule ist Hilfe in Sicht. Aber erst in drei Jahren, wenn die Mittel aus der Stiftung fließen, die Regine Gebhard (Mitte) und ihr Mann einrichten. Für die Zwischenzeit suchen Musikschulleiter Ulrich Rikus und Ulrike Burkert, Vorsitzende des Soester Musikvereins, finanzielle Hilfe. (Foto: Dahm)

SOESTER ANZEIGER | 9. März 2006 (bs)

ZUKUNFT UND FINANZIERUNG DER MUSIKSCHULE (2)
SCHULLEITER ULRICH RIKUS LEGT GESCHÄFTSBERICHT 2005 VOR
Mit 200 000 Euro des Etat-Entwurfs wäre Schule nicht lebensfähig

Will die Stadt Soest eine Musikschule oder will sie keine? Was ist der Stadt die Musikschule wert? Auf diese politische Grundsatz-Entscheidung läuft nach Ansicht des Musikvereins, des Trägers der Einrichtung, die kommende Etatberatung hinaus. Das machten Ulrike Burkert und Christiane Mackensen vom Vereinsvorstand und Schulleiter Ulrich Rikus gestern deutlich, als sie den Geschäftsbericht 2005 der Schule vorstellten. Mit dem umfangreichen und positiven Zahlenwerk wollen sie jetzt in den Fraktionen für die Sache werben. Denn spätestens im Mai muss die Frage geklärt sein: In welcher Form wird der Vertrag fortgesetzt, den beide Seiten zum Ende des Jahres kündigten? Wie unterstützt die Kommune die Einrichtung?

Die Musikschule befindet sich jetzt in einer ähnlichen Situation wie bereits vor vier Jahren. Damals war ebenfalls ein Vertrag ausgelaufen, die zähen Verhandlungen schienen verfahren. Mit 180 000 Euro von der Stadt hätte die Schule nicht in vollem Umfang überleben können. Da trat als „Retter in der Not“ ein Sponsoren-Konsortium mit Familie Gebhardt auf den Plan und verpflichtete sich, die Einrichtung mit 50 000 Euro jährlich zu unterstützen. Dieser Vertrag läuft ebenso wie der mit der Stadt Ende 2006 aus.

Mehr als 900 Schüler vom Kleinkind bis zum Senior lernen zurzeit in der Musikschule und musizieren in 25 Ensembles. Die Schule arbeitet mit Kindertageseinrichtungen und Schulen zusammen, betreibt Behindertenarbeit, gestaltet mehr als 80 Konzerte im Jahr und ist Kooperationspartner von Kirchengemeinden, Kunstvereinen und vielen Kulturanbietern. Wirtschaftlich sei die Schule gut aufgestellt. Sie habe im vergangenen Jahr eine „Punktlandung“ hingelegt, sei nur um 6 000 Euro vom Ziel abgewichen, was auch Beigeordneter Rolf Sander anerkannt habe, erläuterte Schulleiter Rikus. Insgesamt sei es gelungen, den prozentualen Anteil von öffentlichen Mitteln am Gesamtvolumen kontinuierlich zurückzufahren. Er liegt jetzt bei 28 Prozent.

Im städtischen Etat-Entwurf sind 200 000 Euro für die Einrichtung vorgesehen. Damit wäre die Musikschule in der jetzigen Form aber nicht überlebensfähig, wissen Vereinsvorstand und Schulleitung. Weiter an der Sparschraube zu drehen, ist aber auch kaum möglich. Personal lässt sich nicht einsparen. Die BAT-Angestellten sind nicht kündbar, die Honorarkräfte tragen sich selber. Die Gebäudeunterhaltungs- und Verwaltungskosten werden eigenständig erwirtschaftet. Und die Schüler mehr zahlen zu lassen, wäre nicht sinnvoll, sondern eher kontraproduktiv und unsozial. Zumal die Soester Gebühren ohnehin bundesweit im oberen Drittel liegen. Der Verein hat bereits versucht, Sponsoren zu gewinnen. Das klappt bei Sachspenden und einzelnen Projekten, hat der Vorstand erfahren. Einen laufenden Betrieb aus Spendengeldern aufrecht zu erhalten, ist nicht möglich.

„Wir müssten eine Sparte schließen“, sehen Burkert, Mackensen und Rikus als letzte Konsequenz. Aber egal, was man kappen würde, den ungeheuer beliebten Popularbereich, die klassischen Fächer wie Streicher und Klavier oder die Bläser – stets wäre der Kern der Arbeit getroffen. Die Musikschule wäre nur noch ein Rumpfbetrieb. Den Kopf in den Sand zu stecken aber kommt für Vereinsvorstand und Schulleitung nicht in Frage: „Wir werden kämpfen“, sind sich die drei Verantwortlichen einig. Und Ulrich Rikus sagt: „Wenn wir nicht kämpfen, können wir gar nichts gewinnen. Wenn wir aber kämpfen, können wir wenigstens ein bisschen gewinnen.“

Ulrike Burkert (links) und Christiane Mackensen vom Vorstand des Musikvereins sowie Musikschulleiter Ulrich Rikus wollen für die Musikschule kämpfen. (Foto: Boronowsky)

SOESTER ANZEIGER | 1. März 2006 (bs)

ZUKUNFT UND FINANZIERUNG DER MUSIKSCHULE (3)
MUSIKSCHULE STEHT VOR ÜBERLEBENSFRAGE
Nach Ende des Sponsorings 50 000 Euro mehr von der Stadt nötig: Ab 2007 fehlen der Musikschule des Städtischen Musikvereins 50 000 Euro pro Jahr im Haushalt. Schließt die Stadt diese Lücke nicht, könnte die Schule nicht überleben

Die Vergangenheit kommt zurück. Ende dieses Jahres läuft nämlich das Sponsoring von Manfred und Regine Gebhardt für die Schule aus. Beide hatten seit 2003 insgesamt 150 000 Euro zu den Betriebskosten der Schule beigesteuert. Mit der Stadt hatte der Städtische Musikverein einen Vertrag über 180 000 Euro Zuschuss pro Jahr mit Anpassungsklausel. Dieser Vertrag ist gekündigt und die Gebhardts verlängern ihr Sponsoring definitiv nicht. Folge: Ab 2007 fehlen der Musikschule jährlich 50 000 Euro, wenn die Stadt die Einrichtung im bisherigen Umfang weiter unterstützt. „Das können wir nicht erwirtschaften“, steht für Musikschulleiter Ulrich Rikus fest. Sponsoren zu finden, die sich dauerhaft engagieren, sei in Soest nicht möglich. Alle bisherigen Versuche seien gescheitert – mit Ausnahme der Gebhardts. Rikus: „Personalkosten sind so nicht finanzierbar. Das wäre wirtschaftliches Harakiri.“

Also höhere Gebühren? Da ist wenig Spielraum. Rikus: „Wir liegen bundesweit bereits im oberen Drittel.“ Müsste die Schule auf 50 000 Euro pro Jahr verzichten, ginge das nur durch Wegfall ganzer Sparten wie zum Beispiel der Blechbläser und mit Streichkonzerten bei den Orchester-Angeboten. Rikus befürchtet dann „eine existenzielle Schieflage einer wirtschaftlich gesunden Schule“. Übrig bliebe allenfalls ein Rumpfgebilde. Ulrike Burkert, seit gestern neue Vorsitzende des Musikvereins: „Wir brauchen rund 250 000 Euro für den Kernbetrieb und nicht für irgendwelchen Luxus.“ Der Verein ist Schulträger.

Die Musikschule brummt: 1052 Schülerinnen und Schüler nehmen hier Unterricht. Der prozentuale Anteil der öffentlichen Mittel an ihrem Haushalt ist von 53 Prozent in 2001 auf 28 Prozent im vergangenen Jahr gesunken. Im Vergleich zu Musikschulen in anderen Städten stehen die Soester in Sachen Wirtschaftlichkeit hervorragend da. Das weist eine Untersuchung der Bertelsmannstiftung aus. Eigentlich gute Voraussetzungen für die Diskussion mit den Politikern. Doch unter dem Diktat der leeren Kassen ist der Ausgang der Gespräche völlig offen. „Wir machen uns ziemliche Sorgen“, sagt Ulrike Burkert. Ihre Strategie für die Verhandlungen: „Wir sind kämpferisch.“

WESTFALENPOST | 1. März 2006 (M.H.)

VERSCHIEDENE ARTIKEL 2005

WELTWEITE BODER-RENAISSANCE
Deutschlandfunk sendet Porträt über den Komponisten, der in Soest lebte und Werke für die Stadt und ihre Musiker schrieb

Wenn das Kulturparlament Soest etwas fördern soll, dann muss dieses Vorhaben eine Impulsfunktion haben und eine Weiterentwicklung versprechen. Diese beiden Bedingungen wurden wohl selten so gut erfüllt wie bei dem Projekt, das die Musikschule Soest vor drei Jahren einstielte. Die Konzerte zur Erinnerung an den Komponisten Gerd Boder vor (1933 – 1992), vor allem der Kammermusikabend zu seinem Geburtstag im Juni 2003, lösten jetzt eine weltweite Boder-Renaissance aus: Der Deutschlandfunk sendet am Samstag, 25. März, von 22.05 Uhr bis 22.50 Uhr in der Reihe „Atelier Neue Musik“ ein Porträt des Komponisten. Damit wird Boders Name in der ganzen Welt bekannt. In der Sendung kommen auch Boders Ehefrau Ursula und Wegbegleiter des Musikers wie der Pianist und Musikprofessor Gregor Weichert zu Wort. Und natürlich erklingen zahlreiche Beispiele aus dem umfangreichen Schaffen Boders.

Autorin der Sendung ist die Musikjournalistin Beate Bartlewski, in Soest als Tochter des früheren Archi-Direktors Karlfriedrich Bartlewski aufgewachsen. Als Kind hat sie Gerd Boder mal kennengelernt. „Aber Erinnerungen an ihn habe ich eigentlich gar nicht..“ Der Auslöser für ihre Beschäftigung mit dem Komponisten war ein ganz anderer. Ihre Eltern, die ganz begeistert von dem Boder-Erinnerungskonzert waren, hatten der Tochter das Programmheft nach Köln geschickt. Als Beate Bartlewski schließlich Zeit fand, sich näher damit zu beschäftigen, fing sie Feuer. „Die Musik gefiel mir zum Teil wirklich gut. Aber fast niemand kennt sie mehr“, stellte sie fest. „Es ist tragisch, in Vergessenheit zu geraten.“ Diesem Vergessen wollte die Journalistin entgegenwirken, als sie begann, in den WDR-Archiven nachzuforschen. Dort lagern alle Bänder von Boder-Werken. Sie waren in den 50er- und 60er-Jahren vom Saarländischen Rundfunk aufgenommen worden und hatten später den Ortswechsel des zuständigen Redakteurs von Saarbrücken nach Köln mitgemacht. Für ihre Sendung suchte sie Aufnahmen heraus, die einen Querschnitt durch Boders Schaffen geben. Und sie fuhr nach Soest und Münster und interviewte frühere Wegbegleiter. Sie sprach mit der Witwe Ursula Boder, die das Vermächtnis ihres Mannes verwaltet, mit der Musikerin Anneliese Druxes-Dern, für die Boder 1972 eine Bratschen-Sonate geschrieben hatte, und mit dem Pianisten Gregor Weichert, der 1970 das Klavierwerk „Verwandeltes Licht“ uraufgeführt hatte. Das Werk hatte Boder im Auftrag der Stadt zu den Patrokli-Fenstern von Hans Kaiser im Dom komponiert.

Boder, 1933 in Saarbrücken geboren, lebte zwischen 1964 und 1975 in Körbecke am Möhnesee. Mit dem Villa-Massimo-Preis von 1961 hatte er den Durchbruch als Komponist geschafft. Der mit dem Preis verbundene Rom-aufenthalt war für ihn auch deshalb wichtig, weil er dort seine Frau kennen lernte. Das Paar bekam 1963 den Sohn Peter, 1966 die Tochter Anke. Mit Boder verknüpften sich große Hoffnungen. Man traut ihm zu, einer der ganz Großen der zeitgenössischen Musik zu werden. In den 60er- und 70er-Jahren prägte er das Soester Musikleben als Komponist und Musikpädagoge entscheidend mit. Er komponierte „Phonia en arche“ für das Orchester der drei Gymnasien und bereitete begabte Schüler auf das Studium vor, außerdem schrieb er Werke für in Soest lebende Musiker. Mit mehreren Preisen wurde sein Werk anerkannt, zuletzt 1976 erhielt er den Kulturpreis des Saarlandes. Ende der 70er-Jahre musste Boder seine Arbeit aufgrund seiner schlechten psychischen Verfassung abbrechen. Er starb 1992. Genau zu seinem 70. Geburtstag, am 13. Juni 2003, erinnerte ein Konzert im Morgner-Haus an den Jubilar. Dieses Konzert war Auslöser für das Radio-Porträt und eine Boder-Renaissance.

Musikschulleiter Ulrich Rikus hatte vor drei Jahren gemeinsam mit Boder-Witwe Ursula Konzerte zur Erinnerung an den Komponisten Gerd Boder organisiert. Dieses Projekt zieht jetzt weltweite Kreise. (Foto: Dahm)

SOESTER ANZEIGER | 6. März 2005 | (bs)

GEBURTSTAGSSTÄNDCHEN ZUM HUNDERTJÄHRIGEN
Musik verbindet, und die Rotarier schließen den Kreis
Koop-Projekt: „Das Beste“ aus den Unterrichtsräumen der Region

Es ist eine Premiere – und ein Programm mit Überraschungen. „Let us entertain you“ ist der Titel des ersten gemeinsamen Konzertes der Musikschulen im Kreis Soest. „Eine spannende und kreative Zusammenarbeit“, blickt Ulrich Rikus, Leiter der Städtischen Musikschule Soest, auf Wochen der Vorbereitung zurück, die „viel Spaß gemacht haben“.

Auf die Gala der Musikschulen am kommenden Sonntag in der Stadthalle (und am Samstag im Stadttheater Lippstadt) freuen sich auch die hiesigen Rotarier. Die wissen: „Musik verbindet“, deshalb schließen sie den Kreis. Sie übertragen ihr Logo auf die Region an Haar und Hellweg: Ihr Zahnrad symbolisiert Bewegung, hier greift ein Zacken in den anderen. Dieses Jahr feiern die Rotarier weltweit ihr 100-jähriges Bestehen als Vereinigung. Ein guter Grund, die Musikschulen in einem Koop-Projekt miteinander zu verbinden. Und die spielten gerne mit, griffen den Vorschlag mit großem Beifall auf.

Auf das Publikum wartet ein vergnüglicher und unterhaltsamer Abend, lädt Richard Cox, derzeit Präsident der Rotarier Soest-Lippstadt, ein, das heitere Konzert zu genießen. „Jede Musikschule zeigt ihr „Best-off“, so Ulrich Rikus. 150 Mitwirkende musizieren und singen, die Talente aller Musikschulen – Lippetal-Bad Sassendorf, Werl-Wickede-Ense, Soest, Erwitte, Warstein und Lippstadt – stehen gemeinsam auf der Bühne. … Wer kommt, unterstützt obendrein noch die gute Sache, denn den Erlös dieser Gala stellen die vier Rotary-Clubs im Kreis – Lippetal, Werl, Soest-Lippstadt sowie Erwitte-Hellweg – zu gleichen Teilen den Musikschulen zur Verfügung.

Soester Anzeiger | 5. April 2005 (Köp.) | Foto: Dahm

PER MAUSKLICK ZUR MUSIK
Soester Musikschule hat Auftritt im Internet völlig überarbeitet

Anmeldung für Flöten- oder Geigenunterricht per Mausklick. Wer sich für Unterricht in der Musikschule des Städtischen Musikvereins anmelden möchte, ist nicht länger auf die Bürozeiten des Sekretariats angewiesen. Anmeldungen sind ab sofort rund um die Uhr im Internet möglich. Die Musikschule hat ihren Auftritt im weltweiten Netz komplett überarbeitet. Leo Heising ist für die Gestaltung und Pflege der zurzeit 86 Seiten verantwortlich. Fünf große Themenbereiche deckt die Internet-Präsenz der Musikschule ab. „Das ist das bisher umfassendste Angebot. Es war ein Riesenkraftakt“, stellte Musikschulleiter Ulrich Rikus gestern das Ergebnis der Mühen vor.

Mehr Informationen und vor allem mehr Service-Angebote zeichnen die neuen Seiten aus. An- und Ummeldungen per E-Mail gehören dazu. Die Nutzer können sich zudem Formulare und Info-Angebote zu unterschiedlichsten Themen herunterladen und ausdrucken. „Das wird heute einfach erwartet“, wollen Rikus und Musikvereinsvorsitzende Christiane Mackensen mit dem völlig neu gestalteten Auftritt den Anforderungen der Kundschaft entsprechen.

Die Seiten sollen die ganze Vielfalt der Arbeit an der Schültinger Straße spiegeln. Deshalb hat Leo Heising auch viele Fotos ins Netz gestellt. Diese Galerien müssen in Zukunft ständig aktualisiert werden, um die Internet-Surfer auf dem neuesten Stand zu halten. Den Vergleich mit den Internet-Auftritten anderer Musikschulen in der Region tritt Ulrich Rikus gerne an: „Bei Umfang und Service gehen wir voran.“

Mausklick zur Musik. Leo Heising, Caren Volbers aus dem Schulsekretariat, Christiane Mackensen und Ulrich Rikus. Foto: Martin Huckebrink

WESTFALENPOST | 12. März 2005 (M.H.)

MUSIKSCHULE SOEST UND DIE BÜRGERSTIFTUNG HELLWEG-REGION
In der Serie „Stifter und Stiftungen in Deutschland“ berichtete der Rheinische Merkur

GEMEINSAM ETWAS BEWEGEN
Anstifter (Teil VI) – Volks- und Raiffeisenbanken

Widersprechen sich finanzieller Erfolg und gesellschaftliches Engagement? Der RM glaubt, nein. Firmen, die zur sozialen Verantwortung stehen, stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit. Diese Serie stellt sie vor. Heute: Wie Genossenschaftsbanken die Bürgerstiftungen fördern.

GEMEINSAM ETWAS BEWEGEN

Schulen im Sommer haben etwas Unheimliches. Hier und da knarrt der Fußboden. Ansonsten ist es unnatürlich still. Kein Kinderlachen ist zu hören, kein Schreien. Niemand rennt ungestüm über den Flur, die Luft ist stickig und abgestanden. Außer Ulrich Rikus hat sich heute keiner ins Gebäude der Musikschule im westfälischen Soest verirrt. Und auch der Chef ist nur vorbeigekommen, um vor seinem Urlaub noch mal schnell nach dem Rechten zu sehen. Auf dem Tisch vor ihm liegen bunte Flyer. Etwa für die Reihe „Soester Konzerte“, die Kinderveranstaltung „Happy Birthday, Mozart“ oder Einladungen zum „Schnuppern im Musikgarten“. Manche der Prospekte ziert ein buntes Logo: Es zeigt je einen grünen, blauen und orange Handabdruck. Obendrüber prangt der Schriftzug „Bürgerstiftung Hellweg-Region“. „Ihr hat unsere Musikschule viel zu verdanken‘, erzählt Rikus ernst.

RETTER IN DER NOT

Einzelne Veranstaltungen, wie demnächst einen Cello-Workshop, unterstützt die Einrichtung schon mal mit Beträgen zwischen 700 und 1000 Euro. Wichtiger für Rikus ist jedoch eine Zuwendung in Höhe von 50 000 Euro, die quasi über die Stiftung abgewickelt wird. „Dieses Geld hat in den letzten Jahren den Betrieb gesichert, nachdem die Stadt ihre Zuwendungen gekürzt hatte“, weiß er.
Ulrich Rikus könnte auch sagen: Die Musikschule hat der Volksbank Hellweg eG viel zu verdanken. Denn ohne die gäbe es die Bürgerstiftung Hellweg-Region, deren Name sich an einen alten Handelsweg anlehnt, wohl nicht. Und ohne das Engagement der Volks- und Raiffeisenbanken im Allgemeinen gäbe es in Deutschland vermutlich deutlich weniger Bürgerstiftungen. Die Genossenschaftsbanken haben sich nämlich deren Förderung auf die Fahne geschrieben. Rund 135 Bürgerstiftungen, auch Stadt- oder Gemeinschaftsstiftung genannt, existieren derzeit bundesweit, zwei Drittel davon dank des Einsatzes der örtlichen Genossenschaftsbank. In den kommenden Jahren könnte die Zahl der zivilgesellschaftlichen Geldtöpfe auf bis zu 500 steigen. Die Organisationen sind meist klein. Im Durchschnitt halten sie weniger als 250 000 Euro Vermögen. Nur wenige verfügen über mehrere Millionen.

“Durch die Gründung von Bürgerstiftungen und die Unterstützung ihrer Arbeit starken Volksbanken und Raiffeisenbanken die Mitverantwortung der Bürgerinnen und Bürger für das Gemeinwohl und tragen vor Ort dazu bei, dass sich die heimatlichen Regionen durch diese Stiftungen positiv entwickeln“, sagt Christopher Pleister, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Und ganz nebenbei stärken die Institute so auch ihre Marktposition. Denn Bürgerstiftungen und Genossenschaftsbanken haben viel gemeinsam. Beide agieren in einem engen regionalen Umfeld, gehören den Mitgliedern, propagieren Selbsthilfe und Verantwortung für das eigene Tun.

DAS BIENENSTOCKPRINZIP

Bürgerstiftungen funktionieren nach dem Prinzip Bienenstock. Viele Einzelne produzieren zusammen jede Menge Honig, beziehungsweise Kapital. Dessen Erträge – zu denen noch einmalige Spenden hinzukommen – finanzieren dann soziale oder kulturelle Projekte vor Ort. Einen eng umrissenen Stiftungszweck gibt es meist nicht. Wohin das Geld fließt, entscheiden die Stifter gemeinsam. So macht sich die Bürgerstiftung Ostfalen, die die Kreise Helmstedt, Ohrekreis und Fördekreis umfasst, dafür stark, dass in Kindergärten und Schulen wieder mehr vorgelesen wird. Die Bürgerstiftung Halle (Saale) unterstützt unter anderem den Bau eines Spielplatzes.

Wer hierzulande stiften gehen will, muss normalerweise mindestens 50 000 Euro mitbringen. Unter dieser Summe macht das Vorhaben meist keinen Sinn. Auch Bürgerstiftungen brauchen zu Beginn erst einmal viel Geld. In Soest stellte die Volksbank 30 000 Euro zur Verfügung. Weil Direktor Manfred Wortmann fleißig trommelte, ging die Stiftung 2002 mit mehr als 60 000 Euro Kapital an den Start.

Jetzt, wo die Stiftung existiert, kann sich Otto Normalverbraucher mit deutlich weniger beteiligen. Bei den Südwestfalen reichen 1000 Euro, um in den Kreis der Zustifter aufgenommen zu werden, der derzeit aus 52 Mitgliedern besteht. Anfangs waren es nur acht. „Manch einer in der Gegend beginnt sich zu fragen: Warum bin ich eigentlich noch nicht dabei?“, erzählt Wortmann. Rund 116 000 Euro aus Zinsen und Erträgen hat die Bürgerstiftung Hellweg-Region bisher ausgeschüttet.

Hinzu kommen Initiativen, die keine eigene Stiftung gründen wollen, können ebenfalls mit der Bürgerstiftung Hellweg-Region ins Geschäft kommen: über so genannte Partnerstiftungen, die ab 25 000 Euro möglich sind. Sie begeben sich in Sachen Verwaltung unter das Dach der Bürgerstiftung, entscheiden aber weiter selbstständig über die Verwendung der Mittel. Beim Thema Stiftungsorganisation sitzt die Volksbank wieder mit im Boot. Einer ihrer Mitarbeiter agiert als Geschäftsführer der Bürgerstiftung. Bankdirektor Wortmann steht an der Spitze des Vorstandes. Außerdem übernimmt das Geldinstitut die Verwaltung des Vermögens. „Aber die Bürgerstiftung ist unabhängig“, betont Wortmann und fügt hinzu: „Wir wissen halt, wie man ein solches Projekt erfolgreich managt“. Das Geld, das die Bank hineingegeben hat, könne sie natürlich nicht wieder herausziehen. Laut Satzung besteht der Vorstand überwiegend aus unabhängigen Mitgliedern. „Allerdings wollen wir aktive Politiker heraushalten“, sagt Wortmann.

DER STAAT ZIEHT SICH ZURÜCK

In der Musikschule schließt Ulrich Rikus indes die Tür hinter sich ab und macht sich auf den Heimweg. Den Schulleiter plagen neue Sorgen. Von 2007 an steht sein Haus wieder vor einem riesigen finanziellen Loch. Die private Förderung, die den Betrieb bislang am Laufen hielt, läuft dann aus. Neue Unterstützung ist erst für einen späteren Zeitpunkt in Sicht. Auch die Stadt kann nicht einspringen. „Auf Absicherung durch die öffentliche Hand zu hoffen wäre sinnlos“, sagt Rikus. Eine Hoffnung bleibt ihm: „Vielleicht lässt sich die Kooperation mit der Bürgerstiftung ausbauen.“ Doch das muss bis nach den Ferien warten.

Eingeschworen: Wenn jeder etwas Geld gibt, kommt eine große Summe dabei raus. (Foto: Thomas Imdphotothek.net)

Silke Linneweber in: Rheinischer Merkur vom 27. Juli 2005